Serienmörder:

Ursachen und Entwicklung extremer Gewalt

©Christoph PAULUS, Universität des Saarlandes,
cpaulus@mx.uni-saarland.de

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Zusammenfassung

Serienmorde besitzen im Gegensatz zu einfachen Morden kein direkt erkennbares Motiv. Zudem sind sie oft geprägt von einer extremen Gewalttätigkeit und Perversion. Es wird versucht, die Motivation der Täter als eine extrem aggressive zu kennzeichnen, deren Ursachen in der jeweiligen Kindheit zu suchen sind, insbesondere in der mangelnden, nicht erfahrenen Bindung an die Eltern und damit verbundenen sehr frühen, selbstwertverletzenden Frustrationen. Die von vielen Serienmördern übereinstimmend geschilderten Erlebnisse werden aus der Sicht der Aggressionsmotivations-Theorie zu erklären versucht.

Summary

Unlike single murders, serial murders have no directly discernible motive. In addition, they are often characterized by extreme brutality and perversion. There are attempts to describe the criminal's motivation as extremely aggressive. The cause of this can be found in the person´s childhood and especially in a lack of attachement and as a result in frustrations harming selfesteem. We will try to explain the experiences described in a similar way by many serial killers from the perspective of the aggression-motivation theory.

Résumé

A la différence des simples meurtres, le motif des meurtres en série n'est pas directement identifiable. Ce pendant, les meurtres en série sont très souvent marqués d'une violence extrême et sont pervers. On tente de qualifier la motivation de celui qui commet le crime d'extrêmement aggressive; pour expliquer cette motivation il faut remouter à l'enface de chacun, il faut rechercher les causes en particulier dans la manque de lieus, d'attachements aux parents, ces lieus que l'enfant n'a pas connus et dans les frustrations, nouves à l'enfant lui-même, qui en découlent très tôt. On tente d'expliquée les événements vécus, dont les descriptions données par les meurtres en série bien souvent se rejoignent, par le point de vue de la théorie de la motivation de l'aggression.


Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehen, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt auch der Abgrund in dich hinein. (Friedrich Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse, Aphorismus 146)


Inhalt:

Titel und Zusammenfassung / Summary / Resumé

1 Extrem aggressive Motivation

2 Aggressionsziel=Aggressionsopfer?

3 Kindheitserlebnisse

3.1 Der Einfluß der Eltern-Kind-Bindung
3.2 Differenzen im Aggressionsmotiv
3.3 Perversion und sadistische Phantasien

4 Warum werden nicht alle zu Mördern?

5 Aufbau und Ablauf extrem aggressiver Motivation

6 Literatur

7 Kurzinformationen zum Bindungsbegriff

8 Links zum Thema


1 Extrem aggressive Motivation

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Morde, die aus Eifersucht, im Affekt oder zur Verschleierung anderer Verbrechen geschehen, besitzen ein eindeutig identifizierbares Motiv. Die Täter sind in vielen Fällen im personalen privaten Nahbereich des Opfers zu suchen (WITTNEBEN, 1992; PORTER, 1983) und relativ schnell überführt (vgl. LEMPP, 1977). Wie verhält es sich aber bei Taten wie der folgenden?

Am Abend des 23. Januar 1978 wurde eine 21jährige Frau ermordet aufgefunden. Der Mörder hatte der Frau sämtliche Kleider vom Leib gerissen und ihr den Unterleib aufgeschlitzt. Von der Brust bis zum Nabel klaffte eine riesige Messerwunde, einige innere Organe waren herausgeschnitten worden. Manche Körperbestandteile fehlten. Die linke Brust wies mehrere Stichwunden auf. In den Mund hatte der Täter seinem Opfer Tierkot gesteckt. Allem Anschein nach hatte er Blut in einem Joghurtbecher aufgefangen und getrunken (Ressler & Shachtman, 1993).

Erfahrungen des amerikanischen FBI 1 mit der Erstellung von Täterprofilen haben gezeigt, dass es zur Klärung von extremen Gewaltverbrechen wichtig sei, keine festgelegten Kategorien (bsplw. "Psychopathen") zu verwenden, sondern zu versuchen, die den Taten zugrundeliegende Motivation des Täters zu erkennen (RESSLER & SHACHTMAN, 1993). Dies bezieht sich insbesondere auf "Serienmörder", d.h. Mörder, die nacheinander an verschiedenen Orten Morde begehen im Gegensatz zu "Massenmördern", bei denen es sich um Täter handelt, die am gleichen Ort zur gleichen Zeit mehrere Menschen töten, bsplw. während der NS-Zeit in den Gaskammern der Konzentrationslager.

Häufige Motivationen bei Morden können Machtmotivation, "Thrill-Erhöhung" (vgl. FÜLLGRABE,1983) oder der Wunsch, das eigene Schicksal und die Umwelt unter Kontrolle zu haben, sein. Dagegen steht aber die Annahme, dass insbesondere im Fall von Sexualmorden2, eine extrem aggressive Motivation zugrundeliegt (FBI, 1985; FÜLLGRABE, 1983, 1990).

Dies wird insbesondere bei sogenannten sadistischen Tätern deutlich. Diese Täter beschreiben ihre Motivation z.B. so: "Ich vergewaltigte das Mädchen nicht, ich wollte es [nicht 'sie'! Anm. d.A.]nur zerstören" (HAZELWOOD & DOUGLAS, 1980). Letztlich leben die Täter langgehegte und bis dato (in ihrer Ausführung) gehemmte Phantasien aus. Wenn die ebenfalls im Aggressionsmotiv verankerte Aggressionshemmung (vgl. zum Aggressionsmotiv: KORNADT, 1982, 1992a,b; KORNADT & ZUMKLEY, 1992) in ihrer Wirkung nicht mehr ausreicht, kommt es zum Ausbruch der Tat, der dann oft weitere folgen. Täter, deren frühkindliche Erfahrungen aus Gewalt, Ablehnung, Vernachlässigung und negativen Bindungen zu Bezugspersonen bestehen, kompensieren dies durch Tagträume, in denen sie sich stark, mächtig und überlegenfühlen. Dabei spielen Themen wie Gewalt, Vergeltung und Verstümmelung eine dominante Rolle. DerWunsch zu dominieren und stets Kontrolle über seine Umwelt zu haben, läßt sich am besten durch Aggressivität verwirklichen, so die Lernerfahrung der Mörder in ihrer Kindheit. Dabei drückt sich dieser Wunsch zunächst in der Phantasie aus (RESSLER, 1985; RESSLER et al., 1988).

Vor den eigentlichen Morden kommt es ab und zu zu aggressiven Handlungen gegen schwächere Lebewesen (meist Tiere, seltener gegen Kinder), die gequält und verletzt oder getötet werden (RESSLER & SHACHTMAN, 1993; FÜLLGRABE, 1990, 1992; MOOR, 1991; DAVIS, 1992). Auch erste kriminelle Delikte wie Diebstahl, Brandstiftung oder Körperverletzung werden praktiziert (vgl. dazu RESSLER et al., 1985; FÜLLGRABE, 1992).

Wenn dieser ganzen Entwicklungskette eine tatsächliche aggressive Motivation zugrundeliegen sollte, so müßte dies durch Konzepte des Aggressionsmotivs erklärbar sein. Um dieser Frage nachzugehen, ist es nötig, etwas weiter auszuholen und zunächst einige besondere Aspekte zu besprechen, um daraus die aggressionsrelevanten Teilkomponenten abzuleiten.


2 Aggressionsziel=Aggressionsopfer?

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Jede motivierte Handlung ist auf ein Handlungsziel ausgerichtet. Beim Aggressionsmotiv besteht das primäre Ziel darin, einen Frustrator zu schädigen. Dabei stellt sich die Frage, wieso die Opfer, die ja in den meisten Fällen dem Täter unbekannt sind, ausgewählt wurden, m.a.W. es stellt sich die Frage, wer soll eigentlich geschädigt werden? Wer ist also das primäre Ziel der Aggression?

Die eigentlichen Opfer können es nicht sein, da sie in der Regel zufällig den Täter in die Hände fallen bzw. von ihm nach bestimmten Kriterien ausgesucht werden (John Joubert, der zwei Jungen ermordert hatte, bestritt sogar energisch, dass er sie gekannt habe). Befragt man Serienmörder nach ihrem eigentlichen Motivziel, also danach, wen sie eigentlich schädigen wollen, so erhält man neben "Familienangehörigen" (Mutter, Ehefrau, ...) häufig Antworten wie "die Gesellschaft" ( dass er [Peter Kürten] an der ganzen Menschheit hätte Rache nehmen wollen , LENK& KAEVER, 1974), "alle Frauen" oder "Kinder, die eine nie gekannte Geborgenheit in ihrer Familie erleben". Opfer sind meistens Frauen, seltener Kinder, haben in der Regel dieselbe Hautfarbe und oft ähnliches Alter wie der Täter (FBI, 1990), die Täter sind zu 80 % bei "einfachen Morden" (BERKOWITZ, 1994), zu 95% bei Serienmorden (RESSLER, 1992), Männer.

Systematische planende ("organized") Täter überfallen meist Fremde, die sie sich vorher aber nach bestimmten Kriterien wie Alter, Aussehen, Frisur oder Beruf ausgesucht haben. Der planlos ("disorganized") vorgehende Mörder trifft keine Auswahl, seine Überfälle sind häufig willkürlich, konkrete Vorstellungen von seinen Opfern hat ein solcher Täter nicht. "Er will gar nicht wissen, wen er vor sich hat und versucht oft, die Persönlichkeit des Opfers vorzeitig auszuschalten, indem er es bewußtlos schlägt, das Gesicht zudeckt oder entstellt" (RESSLER et al., 1992).

David Berkowitz gab zu, dass das Hauptmotiv für seine Taten (er tötete innerhalb eines Jahres 6 Frauen und verletzte 6 weitere schwer) "Haß gegen seine Mutter war und wohl auch mit seiner Unfähigkeit zu tun habe, richtige Beziehungen mit Frauen einzugehen" (RESSLER et al., 1992); ein 40jähriger Lehrer, der wegen sechsfacher Vergewaltigung verurteilt wurde, gab als Motiv an, "dass er vermehrt von Schülerinnen, speziell im Pubertätsalter, terrorisiert worden wäre, und dass er sich dafür dann an den Opfern gerächt habe" (HARMS, 1992).

Diese Beispiele deuten auf ein Phänomen hin, das allgemein als Aggressionsverschiebung (nach BANDURA & WALTERS, 1959) bezeichnet wird. Aus aggressionsmotivischer Sicht ist diese Erklärung aber nicht ganz überzeugend. KORNADT (1982a) führt statt dessen folgende Erklärung an: Die beobachtete Generalisierbarkeit der Aggressivität, die auch 'eigentlich harmlose' Personen und Situationen mit einbezieht, wäre nicht durch eine 'Verschiebung' zu erklären, vielmehr wäre die Entwicklung von hochgeneralisierten kognitiven Deutungsschemata als aus affektiven Quellen und vielerlei negativ erlebten und gedeuteten Erfahrungen gespeist anzunehmen (...) Das würde vielleicht sogar die Entwicklung eines sehr verallgemeinerten, quasi auf alle Menschen, Situationen, Werte usw. bezogenen und im konkreten Fall beliebig anwendbaren Rachemotivs bedeuten." Damit erklärt sich, dass im konkreten Fall der Motivationprozeß in der frustrierenden Situation durch einen Frustrator zwar aktiviert, aber nicht ausgeführt wird. Warum die Handlung noch nicht ausgeführt wird, kann sich durch Hemmungsprozesse erklären, die im Zusammenhang mit der frustrierenden Person existieren. Wenn die momentane Aggressivität danach auf ähnliche, weniger tätergehemmte Personen gerichtet wird, so muß dies allerdings in einem sehr engen zeitlichen Rahmen geschehen. Sofern Aggressionshandlungen erst später auftreten, kann das Verschiebungsmodell nicht mehr zutreffen. Zudem muß noch, aus motivischer Sicht, ein abstraktes, hochgeneralisiertes Aggressionszielsystem aufgebaut sein, "vielleicht im Sinne eines diffusen Hasses auf 'Mächtige oder 'Frauen'3, Menschen" (KORNADT, 1982a). Der Serienmörder Peter Kürten einmal in einem Gespräch über seine Taten als Motiv an: aus einem Vergeltungsgedanken heraus. Ich will aber dieses Vergeltungsgefühl(...) nicht auf eine Stufe gestellt haben als wie Rache, sondern ich glaube, dass dieses Vergeltungsgefühl sich in mir seit Jahren empor gebildet hat. (LENK & KAEVER, 1974).

Worin besteht nun das eigentliche Motivziel? Alle genannten Aussagen beinhalten eine extreme Feindseligkeit gegenüber einer nicht direkt angreifbaren Gruppe (Gesellschaft, Frauen, ...) in Verbindung mit einem Streben nach Macht, Macht über andere, nicht in erster Linie über das Opfer, sondern Macht als Gefühl der Stärke, des Selbstbewußtseins, der Unangreifbarkeit, der Unverletztlichkeit. Trotzdem bleibt die Feindseligkeit als Hauptursache im Vordergrund.


3 Kindheitserlebnisse

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Wenn man diejenigen Täter außer acht läßt, die offensichtlich geisteskrank sind und ihre Taten als Folge von Wahnvorstellungen o.ä. begehen4, bleibt bei allen anderen die Frage nach den Ursachen solch extremer Taten, wie bsplw. der oben beschriebenen oder genauer: nach den Ursachen extrem aggressiver Motivation.

Einen allgemeinen Eindruck liefert die intensive Untersuchung des FBI an 36 Serienmördern. Alle Täter stammten aus zerrütteten Familienverhältnissen und empfanden ihre Erziehung als kalt, feindselig und ungerecht; 13 Täter berichteten von körperlichen, 23 von psychischen und 12 von sexuellem Mißbrauch in ihrer Kindheit (BURGESS, 1986). RESSLER et al. (1993) schreiben dazu "Das Verhältnis der von uns Befragten [Serienmörder, Anm. d.A.] zu ihrer Mutter war ausnahmslos von Kühle, Distanz, Lieblosigkeit, Vernachlässigung geprägt. Emotionale Wärme oder Körperkontakt erlebten sie kaum." Dazu ein Beispiel (zit.nach RESSLER et al., 1993): "Eine Frau steckte ihren Sohn, als er noch ein Säugling war, in einen Pappkarton, schaltete ihm den Fernseher ein und ging zur Arbeit. Später stellte sie ihn in einen Laufstall, warf ihm etwas zu Essen hinein und ließ ihn wieder mit dem Fernseher allein, bis sie irgendwann heimkam. Ein anderer berichtete uns, dass er jeden Abend allein in seinem Zimmer sein mußte. Wenn er doch ins Wohnzimmer ging, verscheuchten ihn seine Eltern und schrien ihn an, sie wollten allein sein, sonst hätten sie ja nie die Gelegenheit dazu."

Es gibt also nicht zu übersehende Anzeichen dafür, dass bereits in der Kindheit ein Grundstein für extreme Aggressivität gelegt werden kann. Dazu muß man die Genese des Aggressionsmotivs selbst wie auch speziell den Aufbau eines aggressiven Handlungsrepertoires betrachten.

Wie KORNADT ausführlich dargelegt hat (1987, 1988, 1989a; KORNADT & ZUMKLEY, 1992),muß man von einer „vor allem in der frühkindlichen Motivgenese wirksamen Hierarchie von Motiven innerhalb der Persönlichkeit ausgehen. Dabei scheint der Aggression die Funktion zuzukommen, für zentrale Bedürfnisse nach Sicherheit, nach Unversehrheit von Leib und Leben, nach Lebensbewältigung usw. eine Art Notwehrfunktion zu haben. Das Bewußtsein, im Notfall wenigstens mit Gewalt doch noch Erfolg haben zu können, gibt Sicherheit und führt zur Entwicklung einer generalisierten Zielsetzung in dieser Richtung. Das sich daraus (individuell verschieden) entwickelnde generalisierte Aggressionsmotiv ist dann so organisiert, dass es immer dann anspricht, wenn eine (subjektiv mit dieser Bedeutung gesehene) Frustration eintritt." (KORNADT & ZUMKLEY, 1992).


3.1 Der Einfluß der Eltern-Kind-Bindung

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Betrachtet man den letzten Punkt noch genauer, so sieht man, dass die Mutter-Kind-Beziehung5, speziell die Bindungsfähigkeit und das dadurch erlernte Sicherheits oder Geborgenheitsgefühl, eine zentrale Schaltstelle für die Entwicklung extremer Aggression darstellt (vgl. KORNADT, 1992b,c). Der Aspekt der Mutter-Kind-Beziehung, der vielleicht entscheidend für die Ausbildung der Aggressivität ist, ist die Responsivität der Mutter, d.h. "die Fähigkeit der Mutter, empathisch mit ihrem Kind umzugehen, Deutungen der Mutter bei Aufmerksamkeitssuche des Kindes und das Ausmaß der mütterlichen Bereitschaft oder Fähigkeit, im Konfliktfall eigene und kindliche Bedürfnisse in Einklang bringen zu können und ggf. auf die Realisierung eigener Ziele zu verzichten" (KORNADT, HUSAREK & TROMMSDORFF, 1989). Die Autoren konnten zeigen, dass "je empathischer und responsiver Mütter in ihrer Erziehung sind, um so geringer ist die Aggressivitätsausprägung ihrer Kinder; Mütter dagegen, die sich häufig frustriert oder ärgerlich über das Kind fühlen, das Kind insgesamt als stärker belastend empfinden (...) haben Kinder, die stärker aggressiv sind". Betrachtet man den Bindungsaspekt, so läßt sich folgender (zunächst theoretischer) Verlauf erwarten (nach KORNADT, 1992c):

Ausgangspunkt ist eine unsicher-meidende Bindung, die beim Kind dazu führt, dass bereits geringe Frustrationen als ernsthaft bedrohlich empfunden werden. Dies begünstigt die Ausbildung eines negativen feindlichen Umweltbildes. Konflikte mit Erziehungspersonen werden deshalb häufiger und intensiver, wodurch die unsichere Bindung noch verschlimmert wird.Erhöht wird eine emotionale Distanz zu möglichen anderen Bezugspersonen, die evtl. Sicherheit und Geborgenheit liefern könnten. Aggressive Handlungen gegen andere werden somit als Mittel zur Sicherung eigener Interessen (Abwehr der Bedrohung durch die Umwelt) erlernt. Die Kinder werden besonders ansprechbar für aggressive Modelle, wodurch mittels Imitationslernen aggressive Werthaltungen zusammen mit feindseligen Intentionsattribuierungen verstärkt werden. Es verstärken sich die aggressiven Handlungsschemata als Reaktion auf die feindliche Umwelt, worauf diese wiederum ablehnend reagiert. Das Kind wird in seiner abweisenden Haltung bestärkt und entwickelt aggressive Ziele und Werthaltungen.

Diese Argumentationsfolge läßt sich durch einige Daten der FBI-Studie (zit. nach FÜLLGRABE,1992) konkretisieren:

Zu diskutieren bleibt allerdings noch, um die unsicher-meidende Bindung als einziger Ausgangspunkt des obigen Modells zu sehen ist. Alternativ dazu wäre auch denkbar, dass in unsicher-ambivalenter Bindung ebenfalls eine Ursache liegen könnte.

Im Falle eines schweizer Serien-Kindermörders spitzt sich der Mangel an einer sicheren Bindung zu. Während seines Geständnisses wurde er u.a. auch nach den Motiven für die Morde befragt, worauf er starke Neidgefühle auf seine Opfer angab, weil diese Kinder eine Geborgenheit in einer Familie erlebten, die er nie kennengelernt hatte. Durch die Tötung "bestrafte" er die Kinder für die Geborgenheit und Nestwärme, die er selbst nie empfunden habe; nicht zuletzt machte er die Gesellschaft schlechthin indirekt für seine Taten verantwortlich, indem diese zugelassen habe, dass er eine derart unerfreuliche Kindheit verlebt habe (WINZENRIED, 1992).

Dass elterliches Fehlverhalten zu emotionalen Fehlentwicklungen führen kann, ist vielfach belegt. Beispielsweise beschreiben MALATESTA & IZARD (1984), dass Kinder in den ersten 34 Monaten irritiert und negativ reagieren, wenn sich die Mutter nicht responsiv verhält, also ein stilles unbewegtes Gesicht macht oder dem Kind in Situationen, in denen es emotionales "Rückmeldung" erwartet, den Rücken zuwendet; wenn die Mutter die Wünsche und Signale des Kindes zuwenig oder gar nicht beachtet und sich passiv und abweisend verhält, werden die kindlichen Emotionen ausgedünnt, flachen ab, der emotionale Ausdruck verschwindet, das Kind verhält sich neutral (...) ist dagegen das mütterliche emotionale Verhalten inkonsistent und nicht vorhersagbar, muß das kindliche emotionale Verhalten eine hohe Intensität annehmen, um Reaktionen bei der Mutter hervorzulocken. (GEPPERT & HECKHAUSEN, 1990). HARRIS (1989) fand bei mißhandelten Kindern heraus, dass sie gegenüber Gleichaltrigen sehr häufig aggressiv werden, in der Not weniger oft und weniger gerne beistehen. Mißhandelte Kinder reagieren auf Signale wie Weinen oder Trauer häufiger mit Feindseligkeit, Drohungen und körperlichen Attacken (MAIN & GEORGE, 1985). Ein nichtresponsiver, kalter, disziplinierter und herabwürdigender Erziehungsstil kann beim Kind später zu Mitleidlosigkeit, Gewalttätigkeit und gestörten sozialen Beziehungen führen (ULICH & MAYRING, 1992; MANTELL, 1978). Emotionale Fehlentwicklungen können zu Verzerrungen der Selbstwahrnehmung oder zum Verschwinden von Gefühlszuständen beim Kind führen (LEWIS & MICHALSON, 1982).

Mangelnde Responsivität seitens der Erzieher wird dann besonders fatal, wenn dadurch das Bedürfnis des Kindes nach Sicherheit und Geborgenheit frustriert wird. Dadurch werden Reaktionen des Kindes wie Ärger oder wütender Protest begünstigt, weil eine Verletzung des Selbstwertes stattfindet. „Das Aggressionsmotiv wird dann stark entwickelt werden, wenn es einen hohen funktionalen Wert für die zentralen Anlagen der Persönlichkeit hat; die Motivgenese wird unter dieser Betrachtung selbst zum 'motivierten Prozeß'. Dabei scheint ihr Ziel vor allem in der Aufrechterhaltung oder (Rück)Gewinnung eines positiven Selbstkonzeptes zu bestehen.Gestützt werden diese Annahmen durch Befunde, die die Selbstwertverletzung des Kindes transkulturell als wesentliche Antezendenzbedingung unterschiedlicher Motivausprägunggen aufzeigen konnten" (KORNADT, 1989b).


3.2 Differenzen im Aggressionsmotiv

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Individuelle Differenzen im Aggressionsmotiv haben ihren Ursprung im frühen Kindesalter. Vorstufen des Motivs beginnen bereits im Alter von ca. 1,5 Jahren. Bis zum 3. Lebensjahr bilden sich dann individuelle Besonderheiten, die maßgeblich am weiteren Verlauf der Entwicklung beteiligt sind. Die wichtigsten Entwicklungsprozesse sind

  1. die frühkindliche Auslösung von Ärgerreaktionen und deren Verknüpfung mit Auslösebedingungen, Reaktionsweisen und ihren Effekten
  2. das allmähliche Lernen von aggressiven Verhaltensweisen und ihren Konsequenzen
  3. das Aufbauen aggressiver Handlungsschemata und Aggressionszielen anhand der Beobachtung von Vorbildern
  4. die Ausbildung ausgesprochen spezifischfeindseliger Aggressionsziele und damit eines echten Aggressionsmotivs auf der Basis der Wahrnehmung eigener Feindseligkeit und sich entwickelnder Intentionsattribuierung.

Punkt 1 bezieht sich auf die entstehende Verknüpfung zwischen Ärger und Frustration, wobei unter Frustration eine große Klasse von Umständen beschrieben werden soll, die nicht im einzelnen präzisierbar sind, die sich aber bzgl. ihrer Komplexität ordnen lassen von der körperlichen Verletzung über die Verletzung der Selbstachtung bis hin zur Verletzung umfassender Wertvorstellungen. Beim Zustandekommen der Verknüpfung Frustration und Ärger sind im Einzelfall viele individuelle Lernprozesse beteiligt, wobei im Kern dieses Lernprozesses eine erbbedingte Verbindung aversiver Erlebnisse mit Ärgerreaktionsbereitschaft einhergeht.

Punkt 2 und 3 sind eng miteinander verbunden und beginnen bereits in der Phase, in der viele motorische Fähigkeiten und Verhaltensmuster entwickelt werden, darunter sicherlich auch viele aggressionsrelevante wie Schreien, Treten oder Schlagen. Erbbedingt können auch aggressionsspezifische Lerndispositionen vorhanden sein, die dazu führen, dass eine besondere emotionale Ansprechbarkeit für aggressive Situationen ausgebildet wird. Diese Lernvorgänge geschehen hauptsächlich über Imitationslernen, wobei Bezugspersonen, in erster Linie die Eltern, eine wichtige Rolle spielen. Aber auch die Interaktion mit anderen Kindern stellt eine wichtige Erfahrungsquelle für die Entwicklung von Aggressivität dar. So können peers (insbes. Geschwister, Freunde) in bestimmten Situationen (bsplw. Kindergarten oder Freispiele) die wichtigste Belohnungsquelle für aggressives Verhalten darstellen.

Dabei schildern Serientäter häufig, dass sie in ihrer Kindheit nicht Täter, sondern vielmehr Opfer waren; Opfer ihrer Eltern oder ihrer gleichaltrigen peers. Sie erhalten durch viele negative Erfahrungen ein Bild ihrer Umwelt als bedrohlich, feindlich und lernen, dass man ständig auf der Hut vor Ungerechtigkeiten und Bedrohungen sein muß. Auf diese Art und Weise bilden sich die unter Punkt 4 genannten ausgesprochen feindseligen Aggressionsziele, die es zu bekämpfen oder zu beherrschen gilt. Diese frühen Kindheitserlebnisse lassen auch Schlüsse auf die sexuellen Aspekte der Taten zu. Da im Gegensatz zu früheren Annahmen keine sexuelle Motivation mehr als Hauptantrieb angenommen wird (s.u.), muß es andere Erklärungen für diese Tatsachen geben. Denkbar wäre folgendes Modell: Die Täter erleben in der Kindheit eine Reihe starker Frustrationen in verschiedenen Bereichen (Schule, Elternhaus, Geschwister,...); ein besonders sensibeler Bereich, gerade bei Jungen, ist die Sexualität. Im Jugendlichenalter erlebte Kränkungen durch erste mißlungene sexuelle Kontakte mit Mädchen, die sich möglicherweise noch wiederholen, können als Frustrationen gelten, die besonders tief treffen. KORNADT & ZUMKLEY (1992) schreiben dazu: „eine Häufung von frustrierenden Erfahrungen in einem bestimmten Lebensbereich (...) könnte zu einer außerordentlichen Bedeutungssteigerung dieses Themenbereiches führen. Es wird als fortdauernde, vielleicht wachsende Bedrohung wichtiger zentraler Bedürfnisse (Selbstachtung, Anerkennung, Geborgenheit ...) erlebt werden können, auf die ein immer stärker werdendes generalisiertes und mit starken Affekten verbundenes Aggressionsmotiv sich aufbaut."

3.3 Perversion und sadistische Phantasien

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Serienmordtaten enthalten in fast allen bekannten Fällen extreme sadistisch sexuelle Komponeten. Die lange gültige Theorie von übersteigerten Sexualtrieb ist heute kaum noch haltbar (vgl. bsplw. BURGESS et al., 1986; FBI, 1985; FÜLLGRABE, 1983, 1992; GÖBEL, 1993), statt dessen wird eine extrem aggressive Motivation angenommen. Es gibt also, wie SCHMIDT (1983) aufzeigt, nichtsexuelle Motive im Sexualverhalten. Er schreibt: „Sexualität erhält über den autochtonen Charakter hinaus Qualitäten von Intensität und Dynamik aus anderen als sexuellen Quellen, sie erlangt ihre Intensität und die Indienstnahme nichtsexueller Motive und Affekte". Insbesondere in der Perversion, speziell im Sadismus, kommt dies zum Tragen: MARQUIS DE SADE beschrieb bereits sehr ausführlich, wie das perfekt geplante, ungeheuerliche, sich über alle Grenzen hinwegsetzende Verbrechen Grundlage größtmöglichen Genusses werden kann. Die Überwindung von Tabus und Normen machen für ihn sexuellen Genuß aus. „Die Bedeutung solcher Erlebnisinhalte für sexuelles Verlangen und Lust ist am einfachsten bei den Perversionen zu erkennen." (SCHMIDT, 1983). Beispielsweise charakterisiert STOLLER (1976,1979) Perversionen als erotische Form des Hasses. Der Orgasmus ist nicht nur Ejakulation, sondern ein „megalomaner Ausbruch von Freiheit." Die sexuelle Befriedigung resultiert aus dem Erlebnis der Konfliktlösung, der Angstüberwindung, des lustvollen Triumphes über die Demütiger (STOLLER, 1975). Für MORGENTHALER (1974) ist die Triebbefriedigung im perversen Akt sekundär, oft merkwürdig bedeutungslos. SCHMIDT (1983) leitet aus Stollers Untersuchungen drei Prozesse ab, die für die Perversion und in geringem Maße für die sexuelle Erregung überhaupt von Bedeutung sind:

  1. Das Oszillieren zwischen Erwartung von Gefahr und Überwindung von Gefahr, das Eingehen eines Risikos, wenn auch eines kalkulierbaren, steigert sexuelle Erregung.
  2. Im Spannungsfeld von Angst und Triumph wird Sexualität zum Kampf. Das Leitthema der Dramaturgie sexueller Erregung ist deshalb (für STOLLER) Feindseligkeit. Die Degradierung des Partners zum Nicht-Individuum, zur Figur im sexuellen Szenario, sind nach STOLLER ein wichtiger Aspekt erotischer Feindseligkeit.
  3. Risiko und Kampf münden in eine Konfliktlösung, die Überwindung eines Kindheitstraumas, Konflikte oder Traumata, die nach Stoller in der Regel in der Geschlechts-Identitätsentwicklung entstehen.

Diese von STOLLER beschriebene Wirkungsweise von Sexualität wurde insbesondere von SCHORSCH (1978) kritisiert. Er führt aus, dass nicht nur Feindseligkeit intensive Sexualität möglich mache, sondern dass auch „alte kindliche Wünsche und Sehnsüchte, Ahnungen von früheren paradiesischen Glückszuständen in ihr wieder aufleben können." In Anlehnung an GOLDBERG (1975) nennt SCHMIDT (1983) dies die Sexualisierung von Affekten und formuliert, dass „Affekte schmerzhafte wie Angst, Scham,Schrecken und Demütigung, aggressive wie Wut und Haß oder aber auch positive wie Freude und Bestätigung ins Sexuelle transformiert und sexuell als Verlangen, Anziehung und Erregung erfahren werden. Die Intensität sexuellen Verlangens und Erlebens sowie das Ausmaß der Befriedigung hängt von in der Regel nicht bewussten und erkennbaren, oft nur aus der Biographie verständlichen symbolischen Bedeutungen einer sexuellen Handlung ab und nicht etwa von der Stärke des 'Triebdruckes'." Sexualität und Perversionen können also eine Art umgeleitete Feindseligkeit darstellen, aus der letztlich eher aggressive als sexuelle Handlungsziele entstehen.

Bevor diese extrem aggressive Motivation in letzter Konsequenz zu Morden, also der tatsächlichen motivierten Handlung, führt, haben die Täter meistens stark gewalthaltige Phantasien. Das FBI (1985) schreibt dazu: "Diese Phantasien sind extrem gewalttätig und reichen von Vergewaltigung bis hin zu Verstümmelungen oder Quälen und Mord. Diese Phantasien bewegen sich jenseits normaler sexueller, vergnügungsorientierter Tagträume". Deshalb stellt FÜLLGRABE (1992) auch die Frage nach der Entstehung sadistischer Phantasien. Er bezieht sich dabei auf die schon mehrfach zitierte FBI-Studie an Serienmördern. 56% der Täter hatten Vergewaltigungsphantasien, bevor sie 18 Jahre alt waren. Knapp 40% der Kinder wurden in ihrer Jugend selbst sexuell mißbraucht.

John Joubert berichtete über erste Gewaltphantasien im Alter von 6 oder 7 Jahren: Darin schlich er sich von hinten an seinen Babysitter heran, erwürgte sie und fraß sie mit Haut und Haaren auf. Später bei der Ermoderung seiner Opfer verwirklichte er die Phantasien, die er seit seinem 7 Lebensjahr ständig perfektionierthatte.

Peter Kürten gab bei einer Vernehmung zu Protokoll: „Wenn ich mir vorgestellt habe, dass ich einem den Bauch aufgeschlitzt habe oder sonst schwer verletzt, dabei erfolgte endgültige Befriedigung (...) ich habe mir auch vorgestellt, Massenkatastrophen herbeizuführen mittels Bazillen, die ich ins Trinkwasser befördere (...) ich habe mir noch weiterhin vorgestellt, so irgendwie Schulen oder so zu benutzen und da durch Verschenken von kleinen Schokoladenproben, die man hätte vergiften können mit Arsen die Morde auszuführen. (LENK & KAEVER, 1974).

Schaut man sich die Beschreibungen der Phantasien an, die Serienmörder liefern, so handelt es sich dabei meist um vorweggenommene, später in ähnlicher Form realilsierte Handlungen. Zugleich werden mögliche Handlungsfolgen und damit verbundene Erwartungsemotionen kalkuliert. „Prozesse des 'Vorstellens' haben mit denen des 'Wahrnehmens' und 'Handelns' eine Reihe von Elementen gemeinsam" (KORNADT & ZUMKLEY, 1992)

Nicht alle Kinder reagieren auf ihre Umwelt mit Gewaltphantasien und auch nicht alle, die solche Phantasien haben, leben sie letztlich auch aus. Was Serienmörder als Kinder von diesen Kindern unterscheidet, ist der hohe Egozentrismus in seinen negativen, aggressiv-sexuellen Phantasien (BURGESS et al.,1986). Auffallend war bei den Interviews mehrerer Serienmörder, dass nie von positiven Phantasien oderTräumen berichtet wurde. Unklar bleibt dabei, ob es solche Träume nie gab oder ob sie durch die starken Gewaltphantasien nur in der Erinnerung verdrängt wurden. Die dabei entstehende Verbindung von Sexualität und Gewalt kann viele Ursachen haben; eine mögliche könnte in der Tatsache liegen, dass viele Serienmörder als Kind sexuell mißbraucht oder Zeuge eines solchen Mißbrauchs (bsplw. an Geschwistern) wurden(s.o). Diese aggressiven Phantasien brechen dann im Spiel mit anderen Kindern irgendwann durch. Ein Täter berichtete, dass er im Alter von 15 Jahren jüngere Jungen mit ins Badezimmer geschleppt hätte und dort oralen und analen Sex gefordert hätte; dabei "spielte" er seine eigenen Erlebnisse im Alter von 10 nochmals durch, diesmal aber in der Rolle des Überlegenen und nicht des Opfers (BURGESS et al., 1986).

Eine dominante Rolle in Gewaltphantasien spielen Tod und Mord. "Tod ist ein Beispiel für größtmögliche Kontrolle" (BURGESS et al., 1986). Kontrolle über die Umwelt zu haben bedeutet Sicherheit und Stärke, denn es kann keine unvorhergesehenen, nicht zu bewältigende Situation eintreten, die bedrohlich wäre. Wer Kontrolle hat, hat Macht und Stärke und ist damit sicher vor Bedrohungen. Diese Argumentationskette entwickelt sich zunächst in der Phantasie, jedoch kam bei allen Serienmördern irgendwann der Punkt, an dem Phantasien allein nicht mehr ausreichten, um das gewünschte Geborgenheits und Sicherheitsgefühl zu erzeugen, es entstand der Wunsch nach Realisationen. Damit beginnt in der Regel die Mordserie. Falls die Täter nach den ersten Mord nicht direkt verhaftet werden, schließt sich der Kreis und scheinbar bestätigt sich die Phantasie. Eine Vermischung von Schein und realer Welt tritt ein.

4 Warum werden nicht alle zu Mördern ?

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Eine denkbare Antwort auf diese Frage könnte man zu dem Zeitpunkt vor der ersten Tat suchen. Die Täter müssen in eine auslösende Situation kommen und auf sie ansprechen. Manche potentielle Täter gelangen nie in eine solche Situation. In diesem Zusammenhang führt von HENTIG (1961) besonders die Rolle des Zufalls aus. Beispielhaft beschreibt er Zwillinge, von denen einer kriminell wurde, der andere nicht. Der Nichtkriminelle gestand in einer Untersuchung, dass er im Alter von 12 Jahren kurz davor gestanden habe, zusammen mit zwei anderen in einen Laden einzubrechen. Nur weil eine Person die Straße entlang kam, mißglückte der Versuch. FÜLLGRABE (1983) und auch LEMPP (1977) halten die Rolle des Zufalls für sehr wichtig. Sie gelangen zu der Erkenntnis, "dass durch den Zufall bei gleicher Persönlichkeitsstruktur unterschiedliche Entwicklungen möglich werden: Von zwei Straftätern wird nur einer erwischt; von zwei Strafentlassenen lernt einer eine Frau kennen, die er heiratet und mit der er ein bürgerliches Leben führt; jeweils einer wird eine kriminelle Entwicklung nehmen, der andere nicht!" (FÜLLGRABE, 1983). LEMPP (1977) fand heraus, dass die von ihm untersuchten jugendlichen Mörder (allesamt Einzeltäter, keine Serientäter) sich von von anderen Jugendlichen mit ähnlichen Defiziten in der Persönlichkeitsstruktur und mangelnder Selbstkontrolle nur dadurch unterschieden, dass sie in eine Situation kamen, der sie nicht gewachsen waren. RESSLER et al. (1993) schildern solche auslösende Begebenheiten an mehreren Fällen: "Der Anlaß für Richard Marquettes ersten Mord war seine Impotenz bei einer Frau (...) Ted Bundy gab vermutlich der Entzug der finanziellen Unterstützung den Rest (...) David Berkowitz' Probleme wurden übermächtig, als seine leibliche Mutter sich weigerte, ihn bei sich aufzunehmen (...) Nach einem besonders häßlichen Streit mit seiner Mutter kanllte Ed Kemper die Tür hinter sich zu nahm sich vor: ' Die erste Frau, die mir über den Weg läuft, muß dran glauben.'" ROBERT RESSLER, der Gründer der Abteilung für Verhaltensforschung beim amerikanischen FBI, fand bei den von ihm untersuchten Serienmördern den Grund für ihre deviante Reaktion in der Tatsache, dass bei ihnen kein genügend stabiles psychisches Gerüst vorhanden sei. "Angesichts widriger Umstände wie z.B. plötzlicher Arbeitslosigkeit igeln sie sich ein, konzentrieren sich nur noch auf dieses eine Problem und schließen alles andere aus mit Ausnahme ihrer Phantasien, von denen sie sich eine Lösung versprechen" (ebd.). Dieses Vorgehen beschreibt anschaulich die Folgen nicht vorhandener oder unsicher-meidender Bindungsgefühle. Bindung verspricht Schutz in kritischen Lebenslagen.Diese Gewissheit fehlt jenen Menschen, so dass sie kein Repertoire an adäquaten Verhaltensmöglichkeiten gelernt haben.

Vielleicht sollte man in diesem Zusammenhang die Rolle der Volition betrachten. Handlungen werden nicht allein aufgrund einer auslösenden Situation und einer daraufhin ansprechenden Motivation ausgelöst, sondern es muß auch der Wille zur Ausführung vorhanden sein. Es könnte also auch möglich sein, dass sich Menschen, die an der Schwelle zum Kriminellen stehen, sie letztlich aber nicht überschreiten, von anderen durch ihren starken Willen unterscheiden. Dieser Wille ist aber nicht immer selbstbestimmt, er kann auch durch Gegebenheiten der Umwelt eingeschränkt sein. Wahrscheinlich kennt jeder die Situation, dass er beim gemütlichen Bier mit Freunden sich dazu überreden läßt, noch ein Glas zu trinken, obwohl der Verstand sagt: ´Nein, Du hast genug getrunken!´

Die mit dem freien Willen verbundene Selbstkontrolle und Selbstverantwortung kann insbesondere durch aggressive Erziehungsmethoden unterwandert werden. Bei Kindern, die häufig gestraft werden, steht der strafende Erzieher im Vordergrund, "der ihr Verhalten lenkt und kontrolliert. Sie haben nie gelernt, ihr Verhalten selbst zu lenken und zu kontrollieren" (FÜLLGRABE, 1983). Als Gegenpol dazu fand BECKER(1964) heraus, dass Kinder, die in einer freundlichen Atmosphäre aufwachsen, weniger Verbote übertreten und wenn sie dies doch tun, dass sie dann vermehrt Schuldgefühle entwickeln.

Aber nicht allein der Zeitpunkt vor der ersten Tat kann entscheidende Weichen stellen, sondern auch die weitere Entwicklung. STEPHAN QUENSEL (1980) zeigt anschaulich, dass es mit zunehmender krimineller Karriere immer schwieriger wird, aufzuhören. Er beschreibt Stationen der "Karriere nach unten" folgendermaßen:

Trotz der oben beschriebenen Entwicklung kann es dazu kommen, dass zwar aggressive kriminelle Taten verübt werden (Vergewaltigung, Entführung, ), die Täter vor Mord als Konsequenz jedoch zurückschrecken. Dies erklärt sich in vielen Fällen mit einer noch vorhandenen Aggressionshemmung, die jedoch erst nach der Tat in vollem Umfang auftritt. "Zugleich ist zu beobachten dass er [ein mehrfacher Vergewaltiger, Anm. d.A.] danach mit starken Schamreaktionen und Schuldgefühlen reagierte (...) er habe den starken Drang gehabt, sich bei den Geschädigten zu entschuldigen" (HOFF, 1992).

Neben der mehr situativ-zufälligen Erklärung, die erst in relativ späten Lebensjahren einsetzen kann, kann bereits bei der Entwicklung des Aggressionsmotivs bzw. der Eltern-Kind-Bindung angesetzt werden. RESSLER et al. (1992) sehen die Beantwortung dieser Frage in der vorpubertären Entwicklung. Während dieser Zeit "bewahren starke Hände sie davor, später Morde oder Gewalttaten zu begehen".

5 Aufbau und Ablauf extrem aggressiver Motivation

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Fasst man alle bisher genannten Gesichtspunkte wie Mosaiksteine zusammen, so ergibt sich letztlich ein Gesamtbild einer extrem aggressiven Motivation. Aus aggressionsmotivischer Sicht könnte also folgender Motivationsablauf vorliegen:

  1. Ausgangszustand ist ein feindseliges Weltbild, möglicherweise erzeugt durch negative frustrierende Erfahrungen in der Kindheit im Umgang mit Eltern oder Freunden, starke, selbstwertverletzende negative Erfahrungen auch im späteren Alltag
  2. Auslöser kann ein frustrierendes Erlebnis sein, auf dass man mit Ärger reagiert.
  3. Die erlebte Situation wird als ungerechtfertigt und willkürlich interpretiert, aus Ärger wird Wut.
  4. Das Aggressionsmotiv wird aktiviert, generalisierte Zielsysteme (Rache an Einzelpersonen oder der Gesellschaft, Erlangung von Kontrolle über die Umwelt) aktualisieren sich zusammen mit positiven Erwartungsemotionen.
  5. Es erfolgt eine Abwägung von situationspezifischen Zielvorstellungen und Handlungsmöglichkeiten, deren Erfolgswahrscheinlichkeit abgeschätzt wird.
  6. Wenn die situativen Gegebenheiten günstig sind, kommt es zur Handlungsausführung.
  7. Funktioniert die Handlung so, wie der Täter es sich vorgestellt hat, so erlebt er starke positive Emotionen (Glücks oder Hochgefühl, Zufriedenheit, Macht, sexuelle Befriedigung, Selbstwerterhöhung).
  8. Die Motivation verschwindet (Katharsis), Motivkomponenten werden durch die Handlungsergebnisse positiv verstärkt, aggressive Handlungsschemata werden wahrscheinlicher (im Gegensatz zu nichtaggressiven).
  9. Im Fall, dass der Täter nach der ersten Tat nicht gefaßt wird, bauen sich evtl. vorhandene Hemmungsmechanismen (besonders Strafangst) ab, werden durch Gefühle der Nichtangreifbarkeit ersetzt (es erfolgt ein Überspringen von ehemaligen Hemmungsmechanismen hin zu Aktivierungsmechanismen). Andere Hemmungsarten wie z.B. Mitgefühl fehlen völlig.

Aus aggressionsmotivischer Sicht läßt sich das Fortführen einer erstmals begangene Tat und deren Perfektionierung (und damit der eigentliche Schritt vom Mörder zum Serienmörder) auch über die Abnahme der Aggressionshemmung und gleichzeitige Stärkung einiger Aggressionsmotiv-Komponenten erklären. Ersteres basiert auf der Erkenntnis der Täter, dass sie nicht realtiv schnell gefaßt wurden und somit die Hemmungskomponente "Strafangst" zunehmend vermindert wird. Der 22jährige Serienmörder Oleg Kusnezow vergewaltigte anfangs "nur" seine Opfer, hatte aber mit der Androhung von Gewalt Erfolg, so dass keine der Frauen ihn anzeigte. "Das machte ihn selbstsicher, nahm ihm die Angst vor der Strafe" (KRIVITCH & OLGIN, 1992). Auch bei Andreji Tschikatilo (52 Morde) verändert sich das Gefühl der Strafangst allmählich: Nach dem ersten Mord verhält er sich auffallend lange ruhig ("offenbar hat er Angst", KRIVITCH & OLGIN, 1992). Danach wird zunächst ein Anderer als mutmaßlicher Täter verhaftet und später sogar zum Tode verurteilt. Im Falle von Andrej Tschikatilo spitzt sich das Gefühl, unangreifbar zu sein und damit jenseits jeder möglichen Strafe zu stehen noch durch die Tatsache zu, dass er zweimal bereits in Untersuchungshaft saß, jedesmal aber wieder freigelassen wurde ("Danach war er zu dem Schluß gekommen, dass er der Verfolgung entkommen war und ihm keine Strafe drohte", ebd). Andere Hemmungskomponenten wie Empathie oder Schuldgefühle werden oder sind bereits von Anfang an nur schwach ausgebildet. Major Jewsejew berichtet über AndrejTschikatilo: "Nach seinem Verhalten [bei den Tatortbesichtigungen, nachdem er bereits endgültig verhaftet war, Anm. d.A.] zu urteilen, hatte er keine Gewissensbisse und verspürte keine Reue und Mitleid mit den Opfern"; auf die Frage des Richters, ob ihm niemals der Gedanke gekommen sei, dass er den Opfern weh tue oder ob er, wenn er einen Jungen getötet habe, niemals an seinen eigenen Sohn gedacht habe, antwortete er: "Das kam mir nicht in den Sinn". (ebd.). Ted Bundy, von dem das FBI annimmt, dass er zwischen 35 und 60 junge Frauen ermordet habe, wurde zweimal gefaßt und jedesmal gelang ihm die Flucht (RESSLER et al.,1992).

Durch die häufiger werdenden Morde gewinnt der Mörder aber auch Erfahrung, er vervollkommnet seine Fähigkeiten und erlangt damit eine immer größere und bessere aggressive Handlungskompetenz (A.Tschikatilo: "Ich lernte, mich nicht zu beschmutzen. Das Messer hielt ich in der linken Hand. Ich schreibe mit der Rechten, aber wenn ich Lebensmittel zerteile, halte ich das Messer in der Linken" (KRIVITCH & OLGIN, 1992). Damit rücken nichtaggressive Handlungsschemata immer mehr in den Hintergrund und bei geeigneten Auslösesituationen läuft die motivierte Handlung fast von selbst ab. Zusammen mit der Gewissheit, unantastbar zu sein, werden Serienmörder oft noch egoistischer und planen die nächsten Verbrechen (im Gegensatz zum ersten, oft affektgeladenen, zufälligen Mord) und tun danach den Opfern immer mehr Gewalt an. "Jeffrey Dahmer folgte dem Muster des Serienmörders. Sie fangen vorsichtig an. Zuerst erschrecken sie über sich selbst, doch dann töten sie weiter. Die Zeitabstände werden immer kürzer, und ihr Geschick nimmt von Mal zu Mal zu. Nun werden sie verwegen und leichtsinnig, denn sie glauben, kein Sterblicher könne ihnen noch etwas anhaben, Macht über Leben und Tod hätten sie alleine" (RESSLER etal., 1992).

6 Literatur

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7 Verschiedene Kurzinformationen

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7.1 Bindungstheorien

4 Phasen der Bindungsentwicklung (Bowlby, Ainsworth):

1.+2. Phase (bis 6. Monat): sofort aktivierbare Verhaltensweisen ggb. der nochundifferenzierten Umwelt, z.B. Lächeln; Danach (ab ca. 4. Monat) richten sich diese Systemeauf spezifische Personen (Mutter, Vater, )

3. Phase (bis 3 Jahre): Spezifische Bindung konkretisiert sich auf wenige Personen. "Fremdeln"ist ein Zeichen dafür, dass Kind seine Mutter erkennt und von anderen Personen unterscheidenkann. Bindungsverhalten wird in dieser Phase besonders in kritischen Situationen auf die Mutter ausgerichtet.

4. Phase (nach dem 3. Jahr): Zielkorrigierte Partnerschaft zwischen den Bindungspersonenbildet sich heraus.

3 Bindungstypen A, B, C

A (unsicher meidend)

B (sicher)

C (unsicher ambivalent)

Nach Bretherton et al. (1985) und SchneiderRosen (1991) kann eine unsichere Bindung in eine sichere übergehen. Dagegen sprechen Erkenntnisse von Grossmann (1989).


Anmerkungen:

(1)Die meisten der später noch genannten Serientaten geschahen in den USA. Dies hat aber nicht zu bedeuten, dass es keine Relevanz für Europa gäbe oder dass diese Art des Verbechens typisch für Amerika sei. Auch in Europa (Deutschland 1931: Peter Kürten; 1968: Jürgen Bartsch; Großbritannien 1994: Frederick West; Österreich 1994: Johann Unterweger; Italien 1994: Pietro Pacciani) sind solche Taten, wenn auch noch in geringerem Umfang, anzutreffen. Manche Kriminalisten glauben jedoch, dass sich in den nächsten Jahren auch bei uns die Zahl der sadistischen Serienmorde erhöhen wird (vgl. dazu Füllgrabe, 1992). (Wenn Sie auf die BACK (Zurück)-Taste Ihres Browsers klicken, kommen Sie zurück zum Ausgangspunkt)

(2)In den meisten Serienmorden ist ein sexueller Aspekt enthalten; wenn auch selten direkte Vergewaltigung, so doch oftmals Verstümmelung der äußeren Sexualorgane oder nekrophile Komponenten.(Wenn Sie auf die BACK (Zurück)-Taste Ihres Browsers klicken, kommen Sie zurück zum Ausgangspunkt)

(3)In der Originalliteratur steht statt "Frauen" das Wort "Männer", weil Kornadt in einem vorherigen Beispiel eine Vater-Sohn-Beziehung anführt. Da sich Serientäter aber meistens Frauen als Opfer aussuchen, wird diese Wortersetzung zur besseren Verdeutlichung des Problems vorgenommen.(Wenn Sie auf die BACK (Zurück)-Taste Ihres Browsers klicken, kommen Sie zurück zum Ausgangspunkt)

(4)Der sog. "Son of Sam-Killer" David Berkowitz behauptete beispielsweise, von dem Hund Sam seines Nachbarn die Befehle zu Töten erhalten zu haben. Allerdings muß bei solchen Angaben immer berücksichtigt werden, dass es sich um Taktiken zur erhofften Strafmilderung handeln könnte.(Wenn Sie auf die BACK (Zurück)-Taste Ihres Browsers klicken, kommen Sie zurück zum Ausgangspunkt)

(5)Der Ausdruck "Mutter-Kind-Beziehung" soll stellvertretend für die Beziehung zu einer oder mehreren wichtigen Bezugspersonen stehen.(Wenn Sie auf die BACK (Zurück)-Taste Ihres Browsers klicken, kommen Sie zurück zum Ausgangspunkt)

Links zum Thema:

Fotos von bekannten Serienmördern

more informations about serial killers and mass murderers you´ll find at the http://crimelibrary.com/


C. Paulus / Geb. 8, 4. OG, Zi. 415 / Tel: 0681 302 - 3272 / oder -2531 / Fax: - 4373 / private homepage unter ~cpaulus